Arten der Mediation: Evaluativ, facilitativ oder doch transformativ?

Wenn man nach Mediation ‘googelt’ und sich über die unterschiedlichen Arten und Modelle schlau machen will, findet man eine Vielfalt von Beschreibungen, wie eine Mediationssitzung organisiert sein kann bzw. wie der Mediator[1] sich in den Prozess einbringt. Am häufigsten ist dabei vom evaluativen und vom facilitativen Modell die Rede. Oft wird auch von einer lösungsorientierten, einer systemischen, sowie einer transformativen Mediation gesprochen. 

Was aber ist hier gemeint bzw. was sind die Unterschiede?

Beim facilitativen, also ‘ermöglichenden’ Mediationsmodell agiert der Mediator als Moderator oder Vermittler. Er strukturiert den Prozess und hilft den Parteien so, das Gespräch konstruktiv zu führen und der Problemlösung gemeinsam näher zu kommen. Er unterstützt dabei die Parteien ein für sie akzeptables Ergebnis zu erarbeiten. 

Zur Anwendung kommen verschiedene Methoden der aktiven Kommunikation, welche es den Parteien ermöglichen sowohl zum Mediator als auch gegenseitig Vertrauen aufzubauen. Damit werden auch die Interessen und Wünsche des Gegenübers besser verstanden. 

Dieses Mediationsmodell verlangt vom Mediator ein relativ hohes Mass an Feingefühl, um auch zwischen den Zeilen lesen zu können und die so gewonnenen Erkenntnisse zum Beispiel durch Umformulierungen und Zusammenfassen in den Lösungsprozess einzubringen. Obwohl es ihm nicht ‘verboten’ ist, Vorschläge zu machen, wenn die Parteien nicht weiterkommen, hält sich der Mediator bei diesem Modell zurück. Er versucht, die Parteien selbst zur Lösung zu führen. Die Ergebnisverantwortung und Entscheidung liegen voll und ganz bei den Parteien. 

Beim evaluativen, also ‘wertenden’ Modell nimmt der Mediator dagegen eine aktivere Rolle bei der Formulierung der Lösung ein und verstärkt seine Einflussnahme. Er unterstützt die Parteien auch mit sachgerechten Argumentationen und kann auf Schwachpunkte und Stärken hinweisen sowie Empfehlungen für Optionen und ein mögliches Ergebnis der Mediation aussprechen. Dieses Modell kommt einer Vergleichsverhandlung näher und setzt ein gewisses Mass an Kenntnis der Rechts- und Sachlage beim Mediator voraus. Beziehungen zwischen den Parteien sowie Emotionen und tieferliegende Interessen spielen bei diesem Modell eine geringere Rolle für die Problemlösung.

Beide Modelle sind in dem Sinn lösungsorientiert, da von den Parteien eine (aussergerichtliche) Lösung des Konfliktes angestrebt wird. 

Ist von lösungsorientierter Mediation die Rede, so ist damit oft die Dauer der geplanten Mediation gemeint. Die Zeit für die Sitzung ist knapp bemessen, eine Folgesitzung ist oft nicht geplant; es soll aber trotzdem eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung gefunden werden. Darum werden früh im Prozess mögliche Lösungsoptionen entwickelt und die Parteien durch den Prozess befähigt, auch bei scheinbar ausweglosen Konflikten eine akzeptable Lösung zu erarbeiten und umzusetzen. 

Sowohl bei der systemischen Mediation als auch bei der transformativen Mediation wird der Konflikt in einem grösseren Zusammenhang gesehen. Es geht dabei nicht nur um die Lösung eines vorliegenden Konfliktes, sondern auch um das Erarbeiten neuer Regeln und neuer Möglichkeiten künftiger Konfliktlösungen:

  • Bei der systemischen Mediation werden Kommunikations- und Konfliktmuster überdacht und eine Veränderung derselben angestrebt, um das künftige Interagieren und Zusammenleben zu verbessern. 
  • Bei der transformativen Mediation geht es darum, dass sowohl die eigenen Emotionen und Bedürfnisse sowie der eigene Anteil am Konflikt erkannt, gleichwohl aber auch die Emotionen und Bedürfnisse der anderen Partei verstanden werden. So kann der Konflikt zur persönlichen und sozialen Weiterentwicklung genutzt (transformiert) werden.

Sollten Sie Unterstützung bei der Lösung eines aktuellen Konfliktes benötigen oder an einer Veränderung im Umgang mit Konflikten bei sich selbst oder in Ihrem Unternehmen interessiert sein, setzen Sie sich mit mir oder einem meiner Kollegen bei commercialmediation.ch in Verbindung.


[1] Im Artikel ist immer auch die weibliche Form gemeint. 

Was ist eigentlich Mediation?

Teil unserer Mission bei commercialmediation.ch ist es, Mediation als Methode der Alternativen Konfliktlösung bekannter zu machen.

Darum freue ich mich ausserordentlich, dass wir nun eine Präsentation zur Verfügung haben, die es jedem Mediator erlaubt, mit relativ wenig Aufwand die Grundlagen der Wirtschaftsmediation den unterschiedlichsten Zielgruppen vorzustellen.

Mögliche Zielgruppen sind dabei nicht nur Anwälte, die in grossen Betrieben tätig sind (sogenannte ‘In-House Counsel’), sondern insbesondere auch die Geschäftsleitungsmitglieder mittlerer und kleinerer Firmen, denen das Thema bisher noch nicht so geläufig war, die aber im Firmenalltag immer wieder – nach aussen und innen – mit Konflikten konfrontiert werden.

Mit dieser Präsentation wird nun die Möglichkeit geschaffen, den Zugang zum Thema auch für diese Zielgruppen zu erleichtern. Mediatoren können ohne allzu grossen Aufwand Gelegenheiten schaffen, diese Methode der Konfliktlösung vorzustellen. Solche Plattformen können z.B. im Rahmen von Präsentationen zum Thema entstehen. Ebenso sind auch Expertenpanels mit einer Diskussion zwischen unterschiedlichen Akteuren (z.B. Mediatoren, innerbetrieblichen Anwälten, Geschäftsleitungsmitgliedern) eine mögliche Variante, die Slides zu nutzen.

Die Präsentation wurde von erfahrenen Mediatoren zusammengestellt und ist kostenlos verfügbar. Sie kann selbstverständlich an die jeweilige Zielgruppe angepasst sowie – falls notwendig – übersetzt werden.

Klicken Sie sich durch die Präsentation, dann erfahren Sie mehr!

Oder rufen Sie mich oder meine Kollegen bei commercialmediation.ch an, um mehr über die Möglichkeit, einen bestehenden Konflikt mit Mediation zu lösen, zu erfahren. 

Gerne kommen wir auch in Ihrem Unternehmen vorbei, um Ihnen oder Ihren Mitarbeitern das Vorgehen genauer zu erklären. 

Keine Angst vor Mediation!

Glücklicherweise steigt das Bewusstsein dafür, dass Mediation ein valabler und zielführender Ansatz zur Konfliktlösung ist, in unserer Gesellschaft langsam an. Auch die kreativen Lösungen, die damit möglich werden, führen dazu, dass Mediation vermehrt in Erwägung gezogen wird.  

Allerdings haben auch heute noch viele Menschen Bedenken, eine Mediation auszuprobieren und dies oft, weil sie nicht wissen, was da eigentlich so abläuft.

Was also passiert in einer Mediationssitzung?

Nach den Vorbereitungen, die schliesslich zur Mediation führen (Initiierung, Erstkontakt, Vorbereitung) findet schliesslich am vereinbarten Termin die Mediationssitzung statt.

Idealerweise nimmt daran pro Partei mindestens eine Person, die die Fakten kennt, teil. Selbstverständlich können auch mehrere Personen pro Partei anwesend sein, was besonders bei Sitzungen im Rahmen der Commercial Mediation oft der Fall ist. Mindestens eine der anwesenden Personen muss berechtigt sein, eine verbindliche Vereinbarung / Lösung einzugehen und diese auch gültig zu unterschreiben. 

Es kann nützlich sein, wenn die Parteien ihre Anwälte[1] ebenfalls zu dieser Sitzung einladen, dies ist jedoch nicht zwingend. Manchmal kann es hilfreich sein, wenn sich die Parteien ohne rechtlichen Beistand unterhalten und so zu kreativen Lösungen kommen. 

Die Sitzung findet idealerweise in einem Raum statt, der freundlich, aber nicht allzu gemütlich ist. Schliesslich geht es darum, den Konflikt möglichst effizient zu regeln. Sollte es den Parteien nicht möglich sein, sich gemeinsam in einem Zimmer aufzuhalten, können sie auch getrennt werden – der Mediator pendelt dann zwischen den Räumen, in denen sich die Parteien befinden hin und her. Dies wird als ‘Shuttle Mediation’ bezeichnet. Hierbei ist es für den Vertrauensaufbau (und damit den Erfolg der Mediation) äusserst wichtig, dass der Mediator auf die Vertraulichkeit achtet und auch den Parteien gegenüber kommuniziert, dass nichts, was nicht explizit erlaubt wurde, im anderen Raum wiederholt wird. 

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Zu Beginn der Mediationssitzung stellen die Vertreter der Parteien kurz ihren ‘Fall’ vor und erklären, wie es zum Konflikt gekommen ist und worum es beim Konflikt eigentlich – aus ihrer Sicht – geht. Der Mediator fasst nach jedem Statement kurz zusammen, was er gehört hat und klärt eventuelle Verständnisfragen direkt.

Danach geht es darum, dass die Parteien gemeinsam (!) alle Themen auflisten, die im Konflikt geklärt werden sollen. Dabei ist die Reihenfolge und Gewichtung nicht relevant – es darf ‘ge-brain-stormed’ werden. 

Im nächsten Schritt moderiert der Mediator die Diskussion – dabei werden in Absprache mit den Parteien alle Themen nacheinander besprochen, um der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Die Idee ist hier, von den oft verhärteten Positionen (was explizit verlangt wird) zu den Interessen (worum geht es eigentlich wirklich) zu gelangen. Es ist wichtig, dass die Parteien am Ende dieser Phase der Meinung sind, dass ALLE relevanten Themen genügend besprochen wurden. 

 Die Frage ‘Warum sitzen wir hier?’ ist in diesen Phasen zentral.

Erst dann werden Optionen generiert, die für alle Parteien akzeptabel sind. Nur mit als fair empfundenen Optionen wird es möglich sein, sich auf eine zu einigen und so eine Lösung zu finden. 

 Hier geht es um die Fragen ‘Was ist möglich?’ sowie ‘Was ist fair?’. 

Einigen sich die Parteien dann auf eine Option, sollte diese mit realistischen Alternativen verglichen werden. 

 ‘Was passiert wenn wir uns nicht einigen?’

In allen bisherigen Phasen der Mediation kann es sinnvoll sein, ein oder mehrere private Einzelgespräche (sog. Caucus’) abzuhalten, in dem der Mediator jeweils sich mit nur einer Partei – wiederum vertraulich – unterhält. Der Mediator achtet dabei auf eine ‘gerechte’ zeitliche Verteilung, damit alle Parteien gleichberechtigt gehört werden können. 

Erst wenn sich die Parteien auf eine Option geeinigt und mit den Alternativen verglichen haben, wird die Lösung schriftlich festgehalten und noch in der Sitzung unterschreiben. Hier geht es darum die Vereinbarung klar und verständlich zu formulieren. 

 Die Frage lautet hier ‘Was wollen wir wie geregelt haben?’.

Falls Anwälte anwesend sind, können diese beim Aufsetzen der Vereinbarung helfen. Ansonsten einigen sich die Parteien auf die Formulierungen. Zur Durchsetzbarkeit des Agreements gibt es nach der Mediation die Möglichkeit, die Lösung z. B. öffentlich beurkunden zu lassen; die Erfahrung zeigt jedoch, dass bereits der Prozess der gemeinsamen Lösungsfindung sowie das schriftliche Festhalten und die Unterschriften oft dazu führen, dass die Parteien sich an die Vereinbarung halten. Auf jeden Fall handelt es sich bei der Vereinbarung um einen Vertrag zwischen den Parteien, der – bei Nichteinhaltung – eingeklagt werden kann.

Meine Erfahrung zeigt, dass eine Mediation oft in einer einzigen Sitzung abgeschlossen werden kann, sodass keine weiteren Sitzungen notwendig sind. Falls notwending, werden weitere Sitzungstermine geplant. 

Ich hoffe nun, dass die Unsicherheit, was in einer Mediation eigentlich so ‘abläuft’, etwas beseitigt werden konnte. Bei weiteren Fragen zur Klärung stehen ich und meine Kollegen selbstverständlich gerne zur Verfügung. 


[1] Im Artikel ist immer auch die weibliche Form gemeint.