Spannende Mediations-Fälle von Klarau (4. Teil)
Mein Mediations-Kollege André Thommen hat die Idee aufgebracht, reale oder fiktive Mediations-Geschichten zu erzählen. Mit Hilfe von spannenden oder lustigen Geschichten könnte die Mediation und insbesondere die Wirtschaftsmediation einem breiteren Publikum nähergebracht werden. Mediation ist eine wunderbare Möglichkeit, Konflikte lösen zu helfen.
Die Basis meiner Geschichten bildet ein Kriminalroman, den ich 2012 unter dem Pseudonym ‚von Klarau‘ geschrieben habe. Der Hauptprotagonist im Roman ‚Schmuggelware‘ – Clement von Klarau – ist Mediator. Im Roman wird Clement ohne Zutun und Verschulden in ein Verbrechen verwickelt. Bei der Lösung des Falles helfen ihm seine Mediations-Fähigkeiten. Daneben geht er nach wie vor seiner Berufung und seinem Beruf als Mediator nach und hilft, Konfliktparteien ihre Auseinandersetzungen einvernehmlich zu lösen.
Die weiteren Episoden finden Sie hier:
1. Teil – «Die höchste Form menschlicher Intelligenz ist, zu beobachten ohne zu bewerten»
2. Teil – «Die Kirche sagt, du sollst deinen nächsten lieben. Ich bin überzeugt, dass sie meinen Nachbarn nicht kennt.»
3. Teil – «Was du ererbst von deinem Vater hast, erwirb es, um es zu besitzen»
Ich hoffe, Sie haben ein wenig Spass beim Lesen der neusten Episode und lernen dabei vielleicht etwas Neues über die Mediation, wie Mediatoren und Coaches denken und erfahren zudem das eine oder andere «Mediations-Geheimnis».
Hinweis: Da die Originale dieser Mediations-Geschichten in ein Buch eingebettet sind, kann es sein, dass einige Passagen auf Gegebenheiten, Orte oder Menschen hinweisen, die an anderer Stelle im Buch vorkommen. Entsprechend kann der Leser ein paar Details vermissen. Ich traue jedoch den Lesern zu, evtl. fehlende Elemente mit der eigenen Fantasie zu ergänzen.
Andreas Betschart
Handlung und Personen sind frei erfunden. Sollte es trotzdem Übereinstimmungen zu lebenden oder verblichenen Personen geben, so würden diese auf jenen Zufällen beruhen, die das Leben so vorgesehen hat.
„Die Feigheit tarnt sich am liebsten als Vorsicht oder Rücksicht.“
— unbekannt
An diesem Morgen hatte ich keine Mediationstermine. Ich wollte lediglich ein paar Telefonate führen, um Abklärungen über mögliche Mediationsfälle vorzunehmen, die ich eventuell übernehmen würde. Ich hatte verschiedene Anfragen vor mir liegen. Seit in der Zivilgesetzordnung die Option eingeräumt wurde, dass auch Richter zerstrittene Parteien auf die Möglichkeit einer Mediation hinweisen konnten, hatte ich durch gute Kontakte an den Obergerichtshof von Granburg einige Fälle bekommen. In aller Regel wurde ich jedoch von den Konfliktparteien direkt angegangen, mit der Bitte, sie bei ihren Konfliktlösungen zu unterstützen.
Die meisten Leute kontaktierten mich aufgrund einer Empfehlung. Da ich viele erfolgreiche Mediationen durchgeführt hatte, war ich bekannt und die beste Werbung für meine Dienste war immer noch die Mund-zu-Mund Propaganda.
Aktuell lass ich gerade eine E-Mail, die mir ein Herr Franz Faltstein zugestellt hatte. In seiner E-Mail schilderte mir Franz Faltstein den Konflikt, den er als Vermieter mit einem Mieter ausfocht. Offenbar hatte er einer Mieterfamilie mit der Kündigung gedroht. Die betroffene Familie Gökdal hatte ihm gegenüber erwähnt, dass sie die Kündigung anfechten würde, falls es so weit käme. Das wollte er augenscheinlich vermeiden und hatte daher eine Mediation vorgeschlagen.
Der Erstkontakt neuer Kunden fand meistens via E-Mail statt. Vielfach hatten die Leute nur eine vage Vorstellung von einer Mediation und brauchten zusätzliche Informationen. In einer ersten Antwort, verwies ich immer auf die «Informationen zur Mediation», die auf meiner Webseite zur Verfügung standen. Trotz meiner Aufforderung, lasen jedoch die Wenigsten die umfangreichen Informationen, die ich zur Verfügung stellte.
Es gab auch Leute, die Mediation mit Meditation verwechselten. Das war dann jedoch eher erheiternd und für die fragenden Parteien im Endeffekt oft peinlich, wenn ich den Sachverhalt erklärte.
Aus der E-Mail von Herrn Faltstein konnte ich entnehmen, dass es sich bei der Familie Gökdal um eine türkischstämmige Familie mit drei Kindern handelte. Leyla und Nermin Gökdal mit ihren Kindern, den Mädchen Hala und Tugba sowie dem Sohn Yasar. Sie lebten seit gut einem Jahr in der Mietwohnung in Granburg Schelfgebiet, welches nahe der Industriezone lag. Ein Gebiet, welches gerade einen Bauboom erfuhr.
Es schien Konflikte gegeben zu haben zwischen der Familie Gökdal und anderen Mietern. Ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, was die Gründe dafür waren.
Ich nahm das Telefon zur Hand und wählte die Telefonnummer von Herrn Faltstein.
„Faltstein?“ hörte ich einen Mann am anderen Ende der Leitung.
„Guten Tag Herr Faltstein, hier spricht Clement von Klarau. Spreche ich mit Herrn Franz Faltstein?“
„Ah! Ja. Genau. Herr Klarau, gut gut, dass sie mich anrufen“, sagte Franz Faltstein, ohne dass er das ‚von‘ in meinem Namen aussprach.
In den allerwenigsten Fällen war es Absicht, dass die Leute meinen Namen abkürzten. Die meisten Leute meinten einfach, das ›von‹ müsse nicht ausgesprochen werden. Ein paar wenige Leute weigerten sich das ›von‹ auszusprechen, weil sie dachten, ein wichtiges Statement gegen die ‘die da oben’ zu setzen. Diese Menschen verzichteten konsequent auf alle Standesanreden wie Doktor, Direktor, Pfarrer oder sonstiger Titel. Ich selbst nutzte solche Standesanreden auch nicht mehr. Ich fand diese antiquiert. Mit Namen war es jedoch was anderes. Mich störte es, dass es Leute gab, die meinen Namen abkürzten. Es war ja nicht so, dass ich mir dadurch einen Vorteil erkaufen konnte. Es war einfach mein Name, präziser, es war der Name, den ich von Felica, meiner Frau, angenommen hatte.
Herr Faltstein hüstelte.
„Ich habe Ihnen gestern ein Mail geschrieben, gut gut“, sagte er.
„Ich habe die E-Mail bekommen“, sagte ich.
„Gut gut. Haben Sie verstanden, um was es so in etwa geht?“ fragte Franz Faltstein.
„Noch nicht ganz, ich wäre froh, wenn Sie mir nochmals kurz erläutern können, um was es sich genau handelt und wie sie mit der Familie…“, ich machte eine Pause.
„Gökdal“, sagte Herr Faltstein schnell,
„Ja, genau, wie sie mit der Familien Gökdal bezüglich Mediation verblieben sind“, beendete ich den Satz.
„Na wissen Sie, das ist kompliziert“, druckste er herum. „Moment, ich muss nur rasch die Tür schliessen, bleiben Sie einen Moment dran“, ich hörte, wie er den Hörer auf den Tisch legte und wie sich im Hintergrund eine Tür schloss.
„Sind sie noch da?“, fragte er mich.
„Ja“, erwiderte ich.
„Gut gut. Also die Familie Gökdal. Ist ja eigentlich nicht so schlimm die Familie. Aber in der letzten Zeit häuften sich die Beschwerden einiger Mitbewohner im Block. Ich weiss ja auch nicht so recht, Herr Klarau aber die Situation ist kompliziert. Sie verstehen?“
Ich half ihm nicht: „Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen, Herr Faltstein.“
„Gut gut. Wie erklär ich das, tja, ich selbst habe ja nichts gegen die Familie, wie auch, schliesslich habe ich ihnen ja auch die Wohnung vermietet. Also das heisst, mir kann man nicht vorwerfen, dass ich Ausländer benachteilige. Wahrlich nicht. Nur wissen Sie, die anderen Mieter…»
Franz Faltstein druckste rum und wand sich.
«Ich selbst habe da keine Probleme, ich wohne ja auch nicht in den Wohnblöcken und wenn auch, ich bin da sehr aufgeschlossen und liberal, aber wissen Sie, hier geht es auch ums Geschäft», fuhr er weiter fort.
Er redete um den heissen Brei und das ärgerte mich. Franz Faltstein sprach zudem konsequent meinen Namen falsch aus.
«Von Klarau», sagte ich.
«Wie bitte?», fragte er irritiert.
«Von Klarau ist mein Name», sagte ich und betonte das ‘von’.
«Oh», sagte Herr Faltstein, «tut mir leid, ich dachte, das spricht man wie bei einem Doppelnamen nicht mit aus. Ich war mir dessen nicht bewusst. Gut gut, ich werde mir das merken, Herr von Klarau, nichts für ungut, nichts für ungut.»
«Danke», sagte ich lediglich und grübelte über die Situation der Familie Gökdal nach.
„Hallo, hallo? Herr von Klarau? Sind Sie noch dran?“ hörte ich Franz Faltstein fragen.
„Bin ich, bin ich“, sagte ich.
„Gut, gut. Nun denn, was machen wir jetzt? Können Sie da vermitteln?“ fragte er.
„Ist Ihnen ein Mediationsverfahren bekannt und was mein Beitrag in einem solchen Fall sein kann?“, fragte ich.
Die Erwartungshaltungen waren zum Teil dahingehend, dass die Parteien hofften, dass ich für sie das Problem löste oder einen salomonischen Entscheid fällte. Ich musste sie dann jeweils aufklären, dass sie genau das von mir nicht erwarten konnten. Ich erläuterte ihnen dann Schritt für Schritt den Ablauf und erklärte, dass sie sehr wohl auf meine Hilfe zählen konnten, diese jedoch darin bestand, dass ich sie aufgrund meiner Erfahrung und mit Hilfe von Mediations-Techniken anleitete, Lösungen selbst zu erarbeiten. Es leuchtet ihnen in der Regel ein, wenn ich ihnen erklärte, dass sie als direkt Betroffene wohl am besten Lösungen finden konnten. Die Eigenverantwortlichkeit der Parteien war einer der Grundpfeiler der Mediation.
Franz Faltstein sagte: „Doch doch, ich habe mal an einer Mediation teilgenommen, als ich mich von meiner Frau getrennt habe.“
„Gut gut“, sagte ich versehentlich, „Ich meine, schön, schön“, setzte ich nach.
Verdammt, ich musste mich konzentrieren und sagte: „Ich meine, es ist toll, dass Sie schon mal eine Mediation durchgeführt haben. Ich meine der Anlass war sicher nicht toll“, ich hätte mich schlagen können, bezüglich des Blödsinns, den ich verzapfte.
Ich versuchte es nochmals: „Was ich sagen wollte: Ich finde es wunderbar, dass ich Ihnen demzufolge nicht alles über eine Mediation erklären muss, auch wenn es sich hier um eine leicht andere Art der Mediation handelt.“
„Wenn Sie einverstanden sind, telefoniere ich später mit der Familie Gökdal und werde sie ebenfalls fragen, ob oder was sie von der Mediation kennen. Auch was die Familie sich damit erhofft. Geht das in Ordnung Herr Faltstein?“
„Ja, gut gut, das ist gut“, sagte er.
„Noch etwas Herr Faltstein, inwieweit haben Sie mit den anderen Mietern, die Sie erwähnt haben, über die Möglichkeit einer Mediation gesprochen?“
„Mit den anderen Mietern?“, fragte mich Franz Faltstein überrascht.
„Ja, mit den anderen Mietern“, sagte ich.
„Gar nicht, warum sollte ich?“, fragte er.
„Wie Sie mir ja vorhin sehr schön geschildert haben, sind es ja nicht Sie, der ein Problem mit der Familie Gökdal hat, sondern offensichtlich andere Mitbewohner im Block“, half ich nach.
„Ah! Tatsächlich, ich weiss, was Sie meinen Herr Klarau, ich weiss, was Sie meinen. Da ist tatsächlich so. Ich weiss gar nicht so recht, was die zwei anderen Mieter überhaupt an der Familie Gökdal stört. Habe zwar zwei oder drei Telefonate bekommen und auch ein paar E-Mails aber das alles war recht zusammenhangslos. Wenn Sie verstehen, was ich meine, verstehen Sie?“, sagte er.
Ich hatte keine Ahnung, was er meinte und fragte bloss: „Wie viele Parteien wohnen in dem betreffenden Block Herr Faltstein?“
„Hm, lassen Sie mich kurz nachschauen“, ich hörte ihn kurz in irgendwelchen Dokumenten blättern und im Hintergrund ein ‚gut gut‘ murmeln, dann war er wieder am Telefon: «Zwölf Parteien“, sagte er.
„Zwölf Parteien, zwölf Wohnungen. Danke. Geh ich richtig in der Annahme, dass es zwei Mieter aus diesem Block waren, die sich demzufolge über die Familie Gökdal beschwerten?“ fragte ich.
„Genau, so ist es, ist es“, sagte er.
„Also, von diesen zwei Parteien, von denen Sie auch Beschwerden haben, gibt es hier materielle Unterschiede?“
„Materielle Unterschiede? Was meinen Sie damit?“ fragte er verwirrt.
„Entschuldigen Sie, dass ich mich unklar ausgedrückt habe. Ich möchte wissen, über was sich die Parteien enervieren. Geht es bei beiden ums Gleiche? Um den Lärm? Die Abfallentsorgung? Um was geht es bei den Ihnen bekannten Beschwerden?“ fragte ich.
„Gut gut, ich weiss, was Sie meinen, Herr von Klarau. Nun es ist so, dass vor allem Frau Meierhans im dritten Stock sich über den Lärm der Familie Gökdal beschwert. Sie sagt, die Kinder seien laut. Alsdann steht hier – ich habe die Passagen markiert – dass sie sich über das ständige Kommen und Gehen ärgere. Offensichtlich bekommt die Familie Gökdal oft Besuch. Auch ortet sie eine gewisse Unordnung im Treppenhaus und es schleichen sich auch zwielichtige Gestalten um den Block rum, meint Frau Meierhans; nicht ich!“
Ich sagte nichts.
„Sind sie noch da?“, fragte mich Herr Faltstein.
„Voll aufmerksam“, sagte ich.
„Gut gut. Und die zweite Beschwerdeführerin – sagt man dem so? – nun dies ist Frau Moons. Sie hat sich nur einmal darüber beschwert, dass die Fahrräder der Gökdal-Kinder auf ihrem Parkplatz abgestellt waren. Sehen Sie hier den von Ihnen erfragten materiellen Unterschied?“ fragte er mich.
Ich beantwortete ihm seine Frage nicht, sondern stellte eine Gegenfrage: „Habe ich Sie richtig verstanden, dass diese Frau Moons sich nur einmal über die Familie Gökdal beschwert hatte? Nämlich wegen der Fahrräder der Kinder?“, fragte ich.
„Korrekt, korrekt. Einmal, und das sagte Sie mir, als ich zufällig unten in der Tiefgarage zugegen war“, sagte Herr Faltstein. „Ich hatte es auch gesehen. Da standen, nein vielmehr lagen, zwei Fahrräder auf ihrem Parkplatz. Die Veloabstellfläche ist gleich daneben, wissen Sie, gleich daneben.“
„Und wie viele Beschwerdeschreiben und Telefonate haben Sie von Frau Meierhans bekommen?“ hakte ich nach.
„Puh“, er lachte verlegen, „da fragen sie mich aber was. Viele.“
„Herr Faltstein, darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Sie sind ja der eigentliche Prellbock in der ganzen Geschichte. Alle kommen zu Ihnen und erwarten, dass Sie die nachbarschaftlichen Konflikte lösen“, sagte ich verständnisvoll.
„Genauso ist es Herr von Klarau. Gerne höre ich Ihren Vorschlag“, seufzte er.
„Gut gut“, sagte ich und biss mir auf die Zunge.
Nicht schon wieder, langsam übernahm ich seine Ausdrucksweise.
„Ich meine, schön, schön», sagte ich kläglich.
Ich hustete und fuhr konzentrierter fort: «Ich schlage Ihnen Folgendes vor: Frau Meierhans, Herr oder Frau Gökdal – oder auch beide Ehepartner – kommen zu mir. Was halten Sie davon, wenn Sie auch dabei sind Herr Faltstein. Sie sind ja so etwas wie der ‚Man in the middle‘.“
„Der was bin ich?“, fragte Franz Faltstein.
„Sie sind derjenige zwischen Hammer und Amboss, sie stehen zwischen Tür und Angel?“, sagte ich mehr fragend.
„Gut gut. Ich weiss, was Sie meinen, genau das oder der bin ich“, sagte er seufzend.
„Daher ist es gut, wenn Sie auch dabei sind. Ihre Rolle beschränkt sich jedoch hauptsächlich auf das Zuhören. Den Rest der Gesprächsführung dürfen Sie mir überlassen“, sagte ich.
„Gut gut“, sagte er, „das würde ich sehr schätzen.“
„Wann hatten Sie das letzte Mal Kontakt mit Frau Meierhans“, fragte ich, „ich meine telefonisch oder persönlich?“
„Anfangs letzter Woche. Ich habe ihr da versprochen, mich um die Sache zu kümmern. Habe dann das mit der Kündigung für die Familie Gökdal in Betracht gezogen. Als ich Frau Gökdal mit der Möglichkeit konfrontiert habe, hat sie harsch reagiert. So, wie ich es Ihnen in meiner Mail geschildert habe. War gar nicht gut, gar nicht gut. Da bin ich dann ja auch erst auf die Idee mit Ihnen gekommen“, sagte er.
„Sehr gut Herr Faltstein“, sagte ich, „was meinen Sie, können Sie Frau Meierhans überzeugen, wenn Sie jetzt gleich anrufen würden, an einem Gespräch mit mir, Ihnen und der Familie Gökdal zu partizipieren?“ fragte ich.
„Ich denke schon, denke schon“, sinnierte Franz Faltstein, „ich meine, mit der Familie Gökdal würde sie wahrscheinlich am liebsten nicht sprechen, soviel ich weiss, hat sie das auch noch nie gemacht, aber wenn ich dabei bin und dann sogar Sie Herr Klarau. Ich meine, Sie sind ja fast so was wie ein Graf oder Herzog oder wie man das früher nannte. Da sagt Frau Meierhans bestimmt nicht nein.“
Na, das konnte ja heiter werden, wenn es zu einer Mediation kam und das Verhalten von Frau Meierhans so war, wie ich es mir vorstellte.
„Sehr gut Herr Faltstein, dann schlage ich vor, Sie rufen Frau Meierhans an und unterbreiten ihr die Idee einer Mediation wie besprochen. Ich werde wie vereinbart die Familie Gökdal anrufen und sie über das Verfahren informieren. Dann kann ich auch in Erfahrung bringen, wer von der Familie Gökdal bei einer eventuellen Mediation zugegen sein wird.“
„Gut gut. So machen wir das“, Franz Faltstein schien hellauf begeistert.
„Noch was Herr Faltstein“, sagte ich, „bleibt es dabei, dass Sie die Mediationsauslagen begleichen, so wie Sie mir in Ihrer E-Mail auch angekündigt haben?“
„Ich denke schon, denke schon oder was meinen Sie“, fragte er mich.
„Ich denke, das ist ein guter Entscheid. Wenn wir erfolgreich sind, Herr Faltstein, erspart Ihnen das viel Ärger und schlussendlich auch Geld. Ich gehe davon aus, das war ja auch eine Ihrer Überlegungen?“ gab ich ihm eine Hilfestellung.
„Genau! Das war auch bei meiner Scheidung der Fall“, sagte er, „letztendlich haben wir uns im Rahmen einer Mediation geeinigt, meine Ex-Frau und ich. Wer was bekommt und so. Ich bin froh, dass wir dazumal nicht vor Gericht streiten mussten. Wir hatten die Vereinbarung schon ausgearbeitet und konnten diese nur noch vorlegen. War wirklich eine gute Sache. Ging ganz schnell. Ich habe eine neue Frau, wissen Sie.“
„Das freut mich zu hören, Herr Faltstein und sehen Sie“, sagte ich, „wir zwei können schon mal von positiven Erfahrungen sprechen und davon ausgehen, dass wir auch in diesen Fall eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung finden.“
Ich fuhr fort: „Der Mediationsvertrag ist jedoch von allen drei Parteien, das heisst von Frau Meierhans, Herr oder Frau Gökdal und Ihnen zu unterschreiben. Je nachdem, können wir das vor einer ersten Sitzung machen oder auch anlässlich einer ersten Besprechung. Wichtig ist vorerst, dass ich von Ihnen oder Frau Meierhans höre, dass Frau Meierhans auch mitmacht. Es liegt jetzt an Ihnen, Herr Faltstein“, sagte ich aufmunternd.
„Gut gut“, sagte er, „das kriege ich hin, das ist eine gute Sache, gute Sache.“
„Wunderbar“, sagte ich, „dann rufen Sie mich bitte wieder an oder schreiben mir eine E-Mail, sobald Sie einen positiven Bescheid von Frau Meierhans haben. Wir können dann über die weiteren Termine sprechen.“
„Gut, gut“, sagte Franz Faltstein, „mache ich, mache ich.“
Er zögerte: „Wissen Sie was Herr von Klarau, das Telefongespräch ist jetzt ganz anders herausgekommen, als ich mir gedacht habe. Aber ich sage Ihnen, ich habe ein gutes Gefühl dabei.“
Ich stand auf und wechselte den Hörer ans andere Ohr: „Habe ich auch Herr Faltstein“, sagte ich bestimmt. Wenn ich stand, konnte ich eine Aussage am Telefon verstärken. Dies war hilfreich, wenn es darum ging, jemanden zu überzeugen oder in seiner Meinung zu bekräftigen.
„Gut gut. Dann bis später Herr von Klarau und vielen Dank“, sagte Franz Faltstein.
„Gern geschehen, auf Wiederhören Herr Faltstein“, sagte ich.
„Auf Wiederhören Herr Klarau“, hörte ich ihn noch sagen.
Echt jetzt? Ich legte ein wenig gereizt den Hörer auf.
(Ende des 4. Teils).
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